Osterglocken läuten Ostern ein!

Obwohl es sich in den letzten paar Wochen eher wie Winter angefühlt hat und ich nochmals Vogelfutter gekauft habe, geniesse ich jetzt die sanfte Frühlingswärme – endlich kann die Gartenarbeit richtig losgehen! Ich hab zwar öfters damit angefangen, aber es war so grau und kalt und bisig, dass ich nach kürzester Zeit eisige Füsse hatte. Das hat mich dann in den Keller zurückgeworfen, den ich seit Jahren wieder aus- und aufräumen will. Einmal dran, machte es unerwarteten Spass, Vergessenes wiederzufinden, um es dann wieder einzuordnen oder im roten Abfallsack zu entsorgen. Wunderbar die neu gewonnene Übersicht !

Aber jetzt kann der Keller warten. Auch das Kochen beschränkt sich auf Aufgewärmtes. Denn etwas weiss ich. Einmal draussen, verlier ich jedes Zeitgefühl. Ausserdem ist ja plötzlich alles gleichzeitig zu erledigen. Auf einem Kübel sitzend schneide ich die Rosen, auf den Knien das vertrocknete Laub der Stauden, Meter um Meter, bis ich mich kaum grad machen kann. Und doch ist es ein erbauliches Gefühl, auf das aufgeräumte Beet zurückzuschauen. Die Schneeglöckchen und Lenzrosen, die schon einen Monat blühen, sehen gleich viel frischer aus. Vorsichtig lockere ich mit der Stechgabel die Erde zwischen den Pflanzen, ich schwör sie duftet!

Und was sich da Vergessenes wieder entdecken lässt! Ein schlechtes Gedächtnis hat doch einen Vorteil – alles ist wie neu! Die Hyazinthen, das blau noch dicht am Boden, von den Tulpen zeigen sich nur Blätter, hier die roten Spitzen der Pfingstrosen, und dort die der Funkien. Aus dem Schatten leuchten die weissen Blütchen der filigranen Buschwindröschen – welch melodiöser Name! Die Bergenien warten schon darauf, von den alten Blättern befreit zu werden, damit sich die rosa Blüte zeigen kann. Aber Vorsicht, sie ist sehr frostempfindlich, ein paar schützende Blätter stehen lassen!

Weil ich es leidig bin, spät austreibende Zwiebeln, wie Lilien und Eremurus, beim lockern auszugraben, hab ich die Stellen mit glatten Stecken (von den Orchideen oder Bambus) markiert., zum Unterschied zu den Verästelten, die als Staudenstützen dienen. Den Rittersporn hatte ich mit Kiesel markiert, auch in der Hoffnung, die Schnecken abzuhalten (trotzdem sind jetzt ein paar einzelne Körner zu streuen).

Aber ein Fund hat mir besonders Freude gemacht, das Henkelteil einer geblümten Teetasse. Ich nehme an, meinen Enkeln, Lilly (6) und Spencer (9) ist beim Tischdecken draussen ein kleines Malheur passiert und statt es zu beichten, beschlossen sie, die Scherben zu vergraben. Ich kann ihr Kichern förmlich hören, das zweifelsohne ihre Arbeit begleitet hat.

Meine Beete auf der Sonnenseite sind immer zuerst aufgeräumt, weil es sich dort am Schönsten arbeiten lässt. Zuerst schneide ich die Rosen. Mit der gut geschliffen Rosenschere kommen zuerst die dünnen und kranken Äste und jene die nach innen wachsen, ganz weg. An den Starken such ich ein aussenstehendes Auge, schneide den Ast 1cm schräg darüber ab, so kann das Wassser ablaufen und der neue Trieb entwickelt sich nach aussen. Am Schluss den Busch noch als Ganzes betrachten und wenn nötig Korrekturen anbringen, damit auch die Form stimmt.

Bei den Klematis gilt es je nach Blütezeit zu unterscheiden. Die frühen, wie Alpina und Montana werden höchstens nach der Blüte etwas gelichtet. Die sommerblühenden - wie die wüchsigen Viticella Sorten - bis zum alten Holz hinunterschneiden. Der weiche Neuaustrieb ist schneckengefährdet, also immer wieder ein paar einzelne (!) Körner streuen.

Die anderen sommerblühenden Büsche werden jetzt ebenfalls ausgeschnitten. Und nicht nur die Spitzen! Von unten her, das alte Holz ist meistens dunkler und verzweigter und kann mit der Astschere teilweise ganz entfernt werden. Die jungen hellbrauneren Zweige kürzen, damit sie sich verzweigen. So veralten die Büsche nicht.

Von den alten vergabelten Ästen lassen sich bestens Stützen verschiedener Höhe zuschneiden. Ein paar versteckte Ecken lassen sich immer finden, wo sie geduldig auf ihre Nützlichkeit hin warten. Bis jetzt hat es jedes Jahr auf die blühenden Narzissen, Hyazinthen und Tulpen geschneit. Ohne kleine Stützen drückt der Schnee die Blüten gegen den Boden und schon hängen die Schnecken genüsslich an den Blüten.

Mit dem kühlen Wetter haben sich die Krokusse, die ich letzten Herbst in den Rasen gesetzt habe, ungewöhnlich lange gehalten. Die weissen, gelben, lila und violetten Farbtupfer sind ein richtiger Aufsteller, auch die Bienen scheinen sie zu lieben. Und wenn es regnet, schliessen sie die Blüten geduldig und warten bis die Sonner wieder scheint. Im Herbst will ich noch mehr davon pflanzen, und damit ich nicht wieder in die alten Zwiebeln steche, werde ich sie fotografieren; so weiss ich, wer wo in der Erde lebt.

Vereinzelnt zeigen die Osterglocken schon vorschnell ihr leuchtendes Gelb. Noch etwas Geduld! möchte ich ihnen zurufen. Denn so richtig in voller Pracht sollen sie erst zu Ostern läuten. Dann wünsch ich uns Allen Sonne und Wärme, damit wir durch den Garten wandeln können und das Wunder der wiederauferstehenden Natur mit Freude und Glück betrachten.