Ich komme kaum nach mit Staunen, alles scheint gleichzeitig zu blühen. Die dunkelroten Pfingstrosen und Iris, Akelei in weiss, rosa bis dunkles Violett in den verschiedensten Formen. Am Aufgang verströmt die weisse Glyzinie ihren betörenden Duft. Im Schatten blühen die mächtigen Rhododendron in dunkelrot und violett, dazwischen wie ein weisser Wasserfall die Spireen. Darunter die japanischen Azaleen in orange Tönen mit ihrem wundervollen Duft. Das wäre der Pracht eigentlich genug, und ich möchte den Rosen Halt gebieten, und doch öffnen schon eine dunkel rote Etoile de Hollande und Maigold ihre Blüten.
An den Rändern blühen blaue Katzenminze vermischt mit dem Grau des Wollziest. Auch der orange Nelkenwurz und die Steinnelken entwickeln sich prachtvoll. Vermischt mit grobem Sand ist die Erde wunderbar durchlässig, ideal für diese Stauden, wie auch für Currykraut, Santolina, Salbei, Iris, Rosmarin, Gaura und fette Henne. Ausserdem lieben sie es trocken und warm.
Dünger, hingegen, ist der absolute Feind. Der Lavendel, z.Bsp. lässt sich ganz einfach killen, indem man ihn schön in frischen Mist einbettet. Aber nachdem wir Mist heute fast nicht mehr bekommen, ist auch dieses Problem gelöst. Fast, auf jeden Fall. Denn auch auch eine dicke Lage Kompost oder Dünger schafft es. Oder häufiges Giessen. Wie so oft im Leben, das falsche Gute, zuviel des Guten und wir erreichen das Gegenteil.
Wenn ich schon von 'killen' spreche, dann will auch die Unsitte, den Boden mit frischem Gehäckselten abzudecken, zur Sprache bringen. Der Grund ist meistens, damit es aufgeräumt aussieht und das Unkraut nicht spriesst. Erstens finde ich, dass ein Beet, z. Bsp. ein Rosenbeet mit dieser dicken Schicht hellen Holzes grotesk aussieht, wie jemand der mit einer dicken Gesichtsmaske herumläuft. Wie die Feinheiten des Gesichtes dann kaum zu erkennen sind, so können auch die Pflanzen ihre Eigenheit nicht entfalten. Aber schlimmer: das frische Holz bindet den für die Pflanzen so wichtigen Stickstoff für den Zersetzungsprozess und entzieht so den Pflanzen die Nahrung, lässt sie verhungern. Wenn schon abdecken, dann mit gut verrottetem Rindenmulch oder Schilf-Mulch. Auch feiner Kies – ausser für Pflanzen, die es sauer mögen – ist eine attraktive Möglichkeit.
Dünn verstreut, dient auch frischer Rasenschnitt als nützlicher Mulch. Er hält den Boden gleichmässig feucht, ohne Pflanzen zu ersticken und regt die Bodentätigkeit an. Regenwürmer kommen hoch und zersetzen das Gras. Ich streue es zwischen die Büsche, um den Rhabarber und auch den Himbeeren gebe ich regelmässig davon.
Frisches Häckselgut lässt sich gut für Wege verwenden und um unerwünschte Pflanzen zum Absterben zu bringen. In beiden Fällen garantiert ein darunter verlegtes Gartenflies (oder starker schwarzer Plastik), dass kein Licht zu den Unkräutern vordringt. So lassen sich auch grössere Flächen von unerwünschten Pflanzen befreien und für eine Neubepflanzung vorbereiten. Vor Jahren hatte ich einen Flieder und eine Forsythie, die ich dort nicht mehr wollte, sie aber wegen der Lage schlecht ausgraben konnte. Ich habe sie dann bodeneben abgeschnitten und mit dickem Plastik abgedeckt, Gehäckseltes obendrauf um den Plastik zu kaschieren und nach ein paar Jahren hatten sich die Wurzeln zersetzt.
Auch im Kompost lässt sich zwischendrin eine dünne Lage Gehäckseltes einbringen, das gibt Luft und Ballast. Etwas Algenkalk darüber gestreut beschleunigt den Zersetzungsprozess. Jetzt im Sommer wo viel Rasenschnitt und wenig braunes Zweigmaterial anfällt als Zwischenlage, gebe ich auch Karton dazwischen. Sowieso sind dünne Lagen von verschiedenen Materialien das A und O des Komposts. Ausserdem decke ich ihn lose ab, damit er nicht so nass wird. Mit diesen Massnahmen erübrigt sich das leidige Umschichten. Ich nehm dann im Herbst einfach die obere Schicht ab, die noch nicht verrottet ist und verteile den groben Kompost , 4 Liter pro m2. Im Frühling ist dann nur noch feine Erde übrig.
Zusätzlichen Dünger benötigen im Sommer eigentlich nur die Topfpflanzen und der einjährige Sommerflor, d.h. Dünger hoch an Potassium, das die Blütenbildung anregt. Dafür eignet sich auch bestens Tomatendünger. Zuviel Stickstoff hingegen führt zu weichen langen Trieben.
Nicht nur was die Diät betrifft, ähneln die Pflanzen den Bedürfnissen von uns Menschen. Auch kalte Duschen sind höchst unerwünscht. Die Giesskannen deshalb morgens auffüllen und von der Sonne erwärmen lassen und damit die Wurzeln giessen und das Blattwerk aussparen.
Und wenn wir schon von Trinken sprechen, mit der Kaffeetasse in der Hand lässt sich so schön von einer Pflanze zur andern wandern - bewundernd, bestaunend.