Die letzten warmen Wochen waren eine wundervolle Zugabe zum späten Sommer. Eine Verlängerung, wie schöner wie sie uns nicht wünschen können. Der Garten lässt sich noch richtig geniessen, auch wenn die Herbstarbeiten an Dringlichkeit gewinnen. Von den Stauden lasse ich soviel wie möglich stehen, so schützen sie die Erde vor Regen und Kälte. Auch bilden sie Schutz und Nahrung für die anderen Bewohner meines Gartens, die Tiere. Ich weiss nicht woher der Zwang stammt, vor Allerheiligen noch alles 'abräumen' zu müssen. Kübel für die Grünabfuhr überborden von blühenden Dahlien und Sonnenblumen. (Für letztere wären die Vögel im Winter dankbar!). Statt sich zu freuen am Wunder dieser späten Pracht, an der Kraft dieser Farben, werden sie entsorgt wie Altmetall. Auch die Pflanzen möchten sich langsam zurückentwickeln, in Würde in den Winter altern. Genau wie ich, nicht mehr jung und frisch, und doch möchte ich noch nicht abgeräumt werden.
Dabei gibt es Nützliches zu tun. Statt auf den Frühling zu warten, lassen sich jetzt schon viele der mehrjährigen Stauden versetzen oder teilen. (Ausser Gräsern, deren Wurzeln würden nicht mehr anwachsen und dadurch verrotten.) Das hat den Vorteil, dass die Stauden noch belaubt sind und die Platzverhältnisse klar sind. Obwohl ich mir Notizen mache, wie 'Phlox vom Beet bei der Treppe t zur gelben Rose bei Klematis', weiss ich dann im Frühling doch nicht mehr, welcher Phlox und sollte der rechts oder links oder vor die Klematis kommen. Da ja im März alles noch bar ist, ist es schwieriger, sich das Beet als Ganzes vorzustellen. Gut organisierte Gärtner lösen das Problem mit einem Bambusstecken (in der entsprechenden Höhe, vermerkt mit dem Namen der Pflanze) am neuen Ort. Leider ist mir der Beitritt zu dieser hehren Gruppe bis jetzt verweigert worden!
Für die Schwertlilien und Pfingstrosen ist – gemäss Buch - der ideale Zeitpunkt schon im August, aber wer will dann die Beete aufwühlen? Bei beiden gilt, nicht zu tief pflanzen. Bei den Iris mische ich viel Sand in die Erde und grabe nur die Wurzeln ein, das fleischige Rhizom soll der Sonne ausgesetzt sein. Ausgenommen die Sumpfiris, will sie sonnig und eher trocken auf magerem Boden stehen. Das Umpflanzen der Pfingstrosen erweist sich als schwieriger. Vielleicht weil sie Umzüge so garnicht schätzen und uns deshalb davon abbringen wollen. Aber manchmal werden sie zu gross oder passen nicht mehr ins Bild, also muss der Spaten doch her. Auch wenn ich grossflächig grabe, gelingt es mir selten, eine alte Pflanze als Ganzes herauszubringen. Das neue Loch reichere ich mit altem Kompost, einer Handvoll Hornspäne an. Dann streue ich Rootgrow, ein Mykorrhiza Pilze Präparat so, dass die Wurzeln (auch die abgespaltenen Stücke) in direktem Kontakt mit den Körnchen sind (sonst wirken sie nicht). Beim Auffülllen der Erde darauf achten, dass die Triebspitzen nicht unter die Erde geraten.
Durch das Pilzgranulat wird das Wurzelwachstum angeregt – was besonders bei schwachen Jungpflanzen wichtig ist - die Pflanze wächst schneller und besser an. Die Bodenpilze werden den Wurzeln über das ganze Leben erhalten bleiben und deren Nährstoff- und Feuchtigkeitshaushalt deutlich effektiver machen. Aus England kommend, erleichtern diese Pilze Um- und Neupflanzungen enorm. Auch lassen sich so Neupflanzungen, wie Rosen und Himbeeren, am alten Standort einbringen, ohne die Erde auswechseln zu müssen. Nur bei säureliebenden Pflanzen im Moorbeet ist davon abzusehen.
Wenn ich schon Löcher für die Umpflanzung gemacht habe, lege ich sie gleichzeitig mit Frühlingszwiebeln aus. Ich setze sie alle sehr tief, mindestens doppelt die Höhe der Zwiebel, damit ich beim lockern später nicht ständig dreinsteche. Natürlich weiss ich nicht, wo ich schon Narzissen und Tulpen habe, dafür kann mich dann mein eigener Garten im Frühling mit immer neuen Bildern überraschen.