Sind Sie auch auf 'Absprung?' Entweder in die Sandalen oder die Gummistiefel, um endlich im Garten vorwärts zu machen? Meine Aufzeichnungen zeigen, dass wir einen ganzen Monat hinten nach sind. Am 29. April, 2007 blühten schon drei Rosen. Eine davon, Frühlingsgold, zeigt jetzt endlich ein bisschen Farbe. Wenigstens hat der Regen keinen grossen Schaden hinterlassen. Die Frühjahrsblüher sind doch recht resistent, besonders die duftende Nachtviole und die rosablühende Clematis Montana, dann auch das violette Allium, die zarten Akelei, das Tränende Herz und die Iris. Die weisse Glyzinie betört weiterhin mit ihrem Duft. Was wirkich leidet, ist der Pfingstrosenstrauch - sonst ein allzu kurzes Gedicht exquisiter Schönheit. Nun sind die handgrossen zartrosa Blütenblätter zusammengefaltet - wie in Trauer um den verlorenen Mai.
Jetzt gehts an Aus- und Zurückschneiden. Bei den Narzissen nur den Blütestengel, die Tulpen bis auf zwei Blätter hinab. Das Blattwerk muss einziehen können, um Nahrung für die nächste Blüte anzulegen. Die Lenzrosen versamen sich stark, also Blütenstände entfernen und gleich noch ein paar Blätter mit, um ein bisschen Luft zu schaffen. Die Samenstände dort verteilen, wo neue Pflanzen erwünscht sind.
Die Forsythien jetzt kräftig zurückschneiden - altes Holz von unten her entfernen, bei den längeren Ästen zurück zu einem neuen Austrieb. Auch die neuen Triebe können eingekürzt werden, sie treiben dann seitlich aus. So bleibt der Busch kompakt und blühwillig. Das Gleiche gilt für die anderen Frühlingsbüsche. Nach dem Schnitt zurücktreten und die Form des Busches von weitem betrachten. Ist er ausgewogen, oder 'dörfs no es bizzli me si?' Es ist oft erst dann, dass viele der Äste, an denen ich sorgfältig stundenlang mit der Schere herumgeschnipppselt hatte, nun in Sekunden der Astschere oder Astsäge zum Opfer fallen. Ein erhabenes Gefühl, so inmitten eines grossen Haufen Äste zu stehen. Nur hätte ich mir das Schnippseln ersparen können. Aber vielleicht braucht es die Vorstufe! Jedenfalls hat jetzt der Busch genügend Zeit neue Blütentriebe zu entwickeln. Wartet man mit dieser Arbeit bis in den Herbst, schneidet man genau diese Triebe ab.
Im Schatten blühen jetzt die Rhododendren. Ihre straffe aufrechte Form lässt sich schön auflockern mit Spiersträuchern. Die bogigen Äste mit den dicht besähten kleinen weissen Blüten machen das Gesamtbild viel weicher. Davor die Azaleen, die teilweise wunderbar duften,in gelb, lachs, orange und pink. Und ganz vorn Funkien, die mit ihrem weissen Rand den Schatten aufhellen. Dazwischen haben sich bei mir die Bluebells, Hasenglöckchen wie sie hier heissen, breit gemacht. Nur der Bärlauch ist noch stärker. Den scheint nichts einzudämmen.
Nach der Blüte gewinnt auch der Rhodo, wenn das Abgeblühte abgeknipst oder auch leicht zurückgeschnitten wird. Wie bei allen Pflanzen vergeudet die Pflanze zur Samenbildung unnötige Energie. Bei den älteren, grossen Büschen nehme ich auch jedes Jahr ein paar Äste stärker zurück, damit der Busch nicht zu hohl wird. Spätestens jetzt etwas Rhododünger streuen, der auch den Azaleen und Hortensien zuGute kommt.
Das ausgeschnittene Holz übrigens lässt sich wunderbar verwenden zur Stützung der Stauden. Gewisses Holz eignet sich besser als anderes. Forsythien,z.Bsp. tendieren dazu Wurzeln zu schlagen, andere spalten sich gern wenn sie trocken sind. Die feingliedrigen Äste der Spireen sind fast die besten. Beim präparieren, unbedingt einen Teil der Verästelungen stehen lassen, (bei geraden Stecken müssen die Triebe mühsam festgebunden werden) damit sich die weichen Stengel darauf stützen können. So lässt sich schnell ein Astgerüst unter die Triebe stellen - eine Stütze, die man kaum wahr nimmt, besser aussieht als Bambus, Plastikringe oder Linkstakes und erst noch gratis ist. Nur warte ich mit dem Stützen oft zu lange. Solange es trocken ist, steht alles schön gerade. Nach dem Regen aber sind die Triebe gebeugt und krumm und lassen sich nicht mehr ganz so einfach hochstecken.
Noch ein Vorteil von diesen Arbeiten: den Kopf gebeugt, die Augen auf der Astschere, brauchen Sie den grauen Himmel (sollte er schon wieder so sein!) garnicht wahrnehmen. Und wenn Ihnen der Regen von den Bäumen auf die Nase tropft, dann stellen Sie sich vor, Sie wären in einem Regenwald - einem tropischen, wenn möglich.