Ein frischer Blick auf den Garten

Nur schon eine Woche an einem andern Ort mit anderen Strassenbildern, anderen Häusern und Gärten und unser Blick auf unseren eigenen Garten ist geschärft. Plötzlich fallen uns die Stellen, die uns eigentlich schon immer gestört haben, so richtig auf. Der Busch dort, der die Sicht auf die Rosen versperrt, das Beet mit gelben Blumen hinten und nichts vorne.. Stauden, die sich zu stark vermehrt haben. Und erst die Ecke vollgestapelt mit alten Blumentöpfen.

Mit dem Ferienhut auf dem Kopf kann ich diesmal nicht vorbeilaufen. Die Plastiktöpfe gehen zurück zur Gärtnerei, die Töneren werden heiss ausgewaschen und weggeräumt, die Zerbrochenen behalte ich als Drainage Material. Der neue Freiraum ist perfekt für den alten Gartenstuhl, der verloren herumsteht. Verwittertes Holz ist zwar schön, wirkt aber farblos in der Ecke. Ein Kübel umweltfreundlicher Farbe in warmem Rot, das die Farbe der Fuchsien aufnimmt und schon ist meine hässliche Ecke ein richtiger Hingucker. Jetzt fehlt mir nur noch der Anschluss für die Espresso Maschine!

Die halbstrauchigen Fuchsien (Fuchsia magellanica) oberhalb der Steinmauer stehen dort im Halbschatten ideal. Wie viele Pflanzen sehen sie auf Augenhöhe besser aus. So kommen die bogenförmigen feinen Äste mit den roten hängenden Blüten besonders gut zur Geltung. Im Gegensatz dazu, sieht die Fuchsie am Fuss der hohen Klematis wie bestellt und nicht abgeholt aus. Um den optimalen Ort zu finden, schneide ich einen Zweig ab, binde ihn an einen Bambusstab und such mir so eine passende Lücke auf der Mauer. Der Stab bleibt stecken, damit ich im Spätherbst beim Umzügeln den Ort noch erkenne. Die Stängel schneide ich dann nur teilweise zurück, den Rest lasse ich als Frostschutz stehen. Bei der Gelegenheit lassen sich noch Ableger machen. Die stärkeren Stängel schneide ich unterhalb einer Node in ca. 10-15cm lange Stücke, streife die unteren Blätter ab, lasse nur 2-3 stehen und halbiere auch die, um den Wasserverlust zu begrenzen. Dann steck ich sie bis fast an die Krone in sehr sandige feuchte Erde. Der Topf bleibt im Schatten bis zum Frost; zum Überwintern allerdings braucht er einen frostfreien Ort. Im nächsten Frühling werden sich Wurzeln gebildet haben und mit etwas Dünger wird die Staude dann im Sommer stark genug sein zum Auspflanzen. Bewurzelt ist diese Fuchsie winterhart und treibt im Frühling, nachdem das alte Holz abgeschnitten ist, wieder aus.

Die Ableger übrigens, die ich Ende Mai beim 'Chelsea Chop' von den Astern, der Gaura und der Sonnenbraut gemacht hatte, blühen schon und sind jetzt stark genug zum auspflanzen. Bei der Fetthenne – Sedum – hat sich auch gezeigt, dass diejenigen bei denen ich das Schneiden vergessen hatte, jetzt breit auf dem Boden liegen, die geschnittenen aber schön verzweigt stehen.

Nun zu dem Weidebäumchen, das die Sicht auf das Rosenbeet nimmt. Eigentlich stört es mich schon lange, aber unternommen habe ich nichts und das heisst, dass die Weide frisch fröhlich weiter gewachsen ist und das Ausgraben umso schwieriger sein wird. Zur Sicherheit, dass es ohne das Bäumchen wirklich besser aussieht, biege ich es kräftig auf die Seite. Ja, es sieht besser aus. Aber auch mit meinem neuen Tatendrang muss ich mit dem Zügeln warten, bis die Blätter abgefallen sind. Aber wohin? Mit meinem Ferienhut auf dem Kopf bemerke ich das Loch zwischen den hohen Weigelien. Eigenartig, jetzt wo ich es sehe, kann ich nicht verstehen, dass mir das nicht schon vorher aufgefallen ist. Aber testen will ich die Idee doch. Also brauch ich etwas von der Höhe und Breite des Bäumchens, um es dort zu plazieren. Ein hoher Stock mit einem Querbalken ginge. Einfacher wäre es, wenn ich meinen Mann überzeugen könnte, sich ins Beet zu stellen und die Arme auszubreiten. Dann könnte ich genau sehen, wie sich das Weidebäumchen dort machen würde. Nur weiss er noch nichts von seinem Glück!

Im Rosenbeet fällt mir auf, dass sich die Iris zu stark vermehrt haben. Die Zeit, sie zu teilen ist ideal. Mt der Gabel hebe ich die ganze Staude heraus. Ich breche sie auseinander oder nehme ein scharfes Messer. Die alten dicken Rhizome werfe ich weg, bei den jungen schneide ich das Laub auf ca.20 cm zurück. Die Erde vermische ich mit etwas Sand, dann setze ich die Rhizome so, dass sie über der Erde liegen (sie brauchen die Wärme der Sonne um Blüten zu entwickeln). Am einfachsten geht es wenn ich die Wurzeln rechts und links mit Erde bedecke und dann mit Ziegeln beschwere. So wachsen sie am besten an. Nach ein paar Wochen können die Ziegel wieder entfernt werden.

Mein Mann frägt schon lange warum wir eigentlich Treppen haben, wenn man daneben laufen muss, weil die Bergenien so stark über den Stufen hängen. Jetzt seh ich das selber ein. Und mit meiner neuen handschonenden batteriebetriebenen Schere macht es auch richtig Spass, sie zurückzuschneiden.

Meine Nach-den-Ferien Tour hat mir und dem Garten gut getan. Und eigentlich hätte ich das ja alles schon vorher machen können – wenn es mir dann aufgefallen wäre. Ferien tun einfach gut!